Laudatio zur Einzelausstellung "Gold-Mythos und Faszination" in Homburg/Saar am 09.02.2018
„Gold-Mythos und Faszination“ lautet der Titel der Ausstellung, die Sie hier in diesem Raum erleben dürfen. Klar, man könnte nun anfangen und über dieses wundervolle Edelmetall erzählen – nach dem wir alle drängen, an dem wir alle hängen – wenn ich Goethe in seinem Faust richtig verstanden habe.
Aber das wäre zu einfach, angesichts der Arbeiten von Manfred Saunat. Schein und Sein – dieses Begriffspaar drängte sich mir auf, als ich die Arbeiten zum ersten Mal sah. Schein und Sein, aber nicht im landläufigen Sinn von Wunschbild und Wirklichkeit, vielmehr wörtlich genommen. Gold ist für mich in erster Linie nicht das Metall, sondern der Schein, das Licht, das von der metallischen Oberfläche zurückgeworfen wird. Das 24 Karat Blattgold, mit dem der Künstler seine zarten Reliefs überzieht, verwandelt das auftreffende Licht in einen warmen Schimmer mit seidigem Glanz, der ganz automatisch unseren Blick bannt. Gold verzaubert uns, ist so tief in unserer Seele, so tief in unserer Wertewelt verwoben, dass wir als erste Reaktion das Gefühl haben: das tut mir gut, das will ich haben.
Der Schein von Gold ist vielleicht – nein : der Schein von Gold ist bestimmt wichtiger als das Sein, der Wert des Materials, das seit Jahrhunderten als Schmuck und als Zahlungsmittel dient, stets als sichere Anlage gilt und gerade heute: in Zeiten von Bitcoins und Smartgeld – wieder an Wert zulegen wird. Der Schein aber dieser goldenen Fläche, unter der sich zarte Bilder verbergen, ist der Schlüssel zum Zauber der Arbeiten von Manfred Saunat.
Der Künstler arbeitet nun schon seit einigen Jahren an dieser Relieftechnik. Saunat kommt aus einem handwerklichen Beruf, wechselte dann aber den Beruf mit der Berufung und ist nun seit über 30 Jahren als Künstler aktiv wie auch erfolgreich. Für diese Goldarbeiten malt und zeichnet mit seiner Kreidemischung auf die Leinwand und erarbeitet sich so ein Bild, eine Arbeit mit reliefartigen Erhöhungen. Und diese Bilderwelten mit Motiven aus Fauna und Flora erhalten abschließend einen Überzug aus Blattgold. Blattgold ist ein hauchdünnes Material, das jede Unebenheit auf der Leinwand aufnimmt und im zarten Kontrast goldener Linie konserviert.
Beobachten Sie sich selbst beim Betrachten dieser Arbeiten. Stets wandert Ihr Blickfeld über die Fläche, Ihre Augen spielen unwillkürlich mit den Licht-Schatten-Kontrasten auf dem goldenen Untergrund. Sie verschieben sich leicht, bisweilen auch merklich ihre Position vor dem Bild, um möglichst viele Facetten der feinen Arbeit zu erfassen. Der Gesamteindruck jedes einzelnen Werkes wird zum flüchtigen Erhaschen zahlloser Bilddetails, die sich in unseren Köpfen zu einer Einheit verbinden.
Damit ist jede Arbeit von Manfred Saunat durch diese individuelle Wahrnehmung von uns Betrachtern ein Unikat – und damit wird es sehr wertvoll. Wieder zeigt uns das Gold, wie gewaltig und dominant es sein kann und natürlich wie sehr es unsere Sinne zu reizen vermag. Aus diesem Grund faszinieren mich diese Bilder in Gold und ich möchte mich an dieser Stelle beim Künstler, bei Manfred Saunat, für diese ungewöhnlichen und wertvollen Einblick zu seinen Kopfwelten bedanken.
Auszug aus der Laudatio von Udo Steigner